Matthias H.

Ich bin 2003 nach Berlin gekommen, um Kunstgeschichte und Germanistik zu studieren. Damals war es überhaupt kein Problem hier im Kiez eine Wohnung zu finden. Für Neukölln musste ich mich anfangs immer rechtfertigen, alle wollten nach Friedrichshain, Kreuzberg oder Prenzlauer Berg. Den Anfang der Entwicklung zum Studenten- und Künstlerviertel habe ich begrüßt: neue Kneipen, schließlich das Flugfeld. Jetzt verfluche ich die Entwicklung. Irgendeine Investitionsfirma hat meine Wohnung gekauft und sich eine Luxussanierung in den Kopf gesetzt. Jedenfalls: ich werde die Miete dann nicht mehr bezahlen können. Ich arbeite freiberuflich als Journalist, aber so richtig etabliert habe ich mich leider noch nirgends. Wie ich mit meinen Gehaltsnachweisen jetzt eine neue Wohnung in Berlin finden soll, ist mir ein Rätsel. Aus Verzweiflung habe ich mich jetzt in Chemnitz bei einer Lokalzeitung beworben. Früher hätte ich mir das nie und nimmer vorstellen können. Aber mittlerweile hoffe ich sogar, dass die Bewerbung dort klappt.